Gedanken zum Meeting

Mein Name ist Anita,

ich bin meinen Emotionen gegenüber machtlos.

„Unsere Gemeinschaft sollte alle einschließen, die an emotionalen Belastungen leiden.“ Von nun an dürfen wir keinen ausschließen, der genesen möchte. Auch darf die EA-Zugehörigkeit niemals von Geld oder Anpassung abhängen. Wo sich zwei oder drei Menschen mit emotionalen Belastungen versammeln um zu ihrer emotionalen Nüchternheit in kleinen Schritten gehen zu können, mögen sie sich EA-Gruppe nennen, vorausgesetzt, dass sie als Gruppe keine andere Zugehörigkeit haben.

 Die EA sollte für alle offen sein, die unter emotionalen Belastungen leiden und genesen wollen. Manchmal ist es nicht so einfach. Ich habe schon viele erlebt, die wollten einfach nur streiten, sich wichtigmachen oder Zuwendung haben, indem sie sich in den Vordergrund drängen. Ja, die emotionale Krankheit, ich verstehe, dass es halt so ist, aber wirkliche Genesung war noch nicht gefragt. Solche Menschen bringen dann manchmal doch ein wenig Unfrieden in eine Gruppe, aber eine starke Gruppe hält das aus. Und das Gruppengewissen findet Mittel und Wege damit liebevoll umzugehen. Für mich und meine Toleranz ist es wichtig, nicht zu vergessen, dass da leidende emotional belastete Menschen sind. Als ich zu EA gekommen war, war ich äußerlich ruhig, aber innerlich war ich ständig am Diskutieren und wusste alles besser.  Viele sind noch auf dem Weg zu lernen, den Mund zu halten und geduldig zuzuhören. Aber das braucht seine Zeit. Nicht umsonst gibt es ja diesen Ausspruch: „Nimm die Watte aus den Ohren und stopfe sie in den Mund“.  Das ist hilfreich für die, die gerne nörgeln und rumlabern, nur um sich selbst nicht zu spüren und noch nicht wirklich mit sich und ihrer Krankheit in Kontakt zu kommen.

Das Wichtigste ist immer, dass ein Meeting stattfinden kann. Störende dürfen schon stören, weil sie sehr krank sind. Unsere Aufgabe ist, sie anzunehmen, bis sie sich selber lieben können. Jemanden hinauszuschmeißen ist keine Lösung.

Ich habe schon öfter erlebt, dass ein, zwei aus dem Meeting mit dem Störenden hinausgehen, um mit ihm zu reden. Oft war nach 10 Minuten vieles geklärt und alle sind wieder ins Meeting zurückgekommen. Manchmal hat es länger gedauert oder die störende Person war der Meinung, das alte Verhalten beizubehalten und ging. Dann nehmen wir es hin, wenn Teilnehmende so viel Gesundheit nicht haben wollen. Wichtig ist, dass wir keinen rauschmeißen. Aber es ist wichtig die Frage zu stellen: Meinst du, dass du eine emotionale Belastung oder Krankheit hast und willst du daran etwas ändern? Dann bist du hier richtig. Streiten allein braucht ja keiner hier.

Und auf der anderen Seite ist die Latte ganz weit heruntergeschraubt. Wenn zwei emotional belastete Menschen aus ihren emotionalen Tiefs herauswollen und sich treffen und dann darüber reden, dann können sie sich EA nennen. Natürlich hat EA mehr zu bieten.

Wir haben ein spirituelles Programm, ein Erfahrungsprogramm. Mit diesem Programm gibt es ganz viel Lebensqualität zu gewinnen. Aber wenn jemand das nicht will und einfach über seine emotionalen Schwierigkeiten reden will, ist das auch gut. Solche Gedanken schützen EA vor Menschen mit emotionalen Belastungen. Ich kenne ja diese Eigenart von Menschen, bei denen manchmal der Anspruch besteht, sie haben jetzt alle Wahrheit gefunden, kaum dass sie erste Erkenntnisse gewonnen haben. Menschen mit emotionalen Schwierigkeiten sind ja bekanntlich ichbezogene Wesen. Das kann zu Meinungsverschiedenheiten führen, wenn mehrere glauben, sie hätten EA erfunden und unsere Gemeinschaft muss genauso sein, wie sie es sich vorstellen. Dann hilft unsere 3. Tradition wieder offen zu werden. Alle dürfen so sein und es bedarf einer weitreichenden Toleranz. Aber das Wichtigste ist, dass das Meeting stattfindet, denn ohne dem geht gar nichts.

Danke fürs Lesen,
habt eine wertvolle Zeit.
Anita, den Emotionen gegenüber machtlos

4 Gedanken zu „Gedanken zum Meeting

  1. Angela

    Hallo Anita, 

    Streitigkeiten und Unruhen können belastende und sehr herausfordernde Situationen unterschiedlicher Art sein. Zu lesen, dass du dich bemühst andere anzunehmen, ihnen zu helfen, einvernehmliche Lösungen zu finden, finde ich berührend. 
    Auch ich habe erlebt, wie ich in EA-Meetings „sein“ durfte, auch, wenn ich selbst mit meinem brummigen, angespannten Verhalten nicht glücklich war und noch keine Lösungen dafür hatte oder auch habe. Ich wurde angenommen und freundlich-wohlwollend behandelt. Dafür bin ich sehr dankbar.

    Was mich hat aufhorchen lassen war ua. dein Satz: „Störende dürfen schon stören, weil sie sehr krank sind.“  Hier wird ein möglicher Zusammenhang aufgezeigt. Meiner Meinung nach darf dieser aber keine Entschuldigung und ein Freifahrtschein für zerstörerisches Verhalten sein! Ich denke, er könnte EA-Freundinnen und EA-Freunde verunsichern und entmutigen, gar davon abhalten, wichtige Entscheidungen zu treffen, die eine Gruppe erhalten können. 
    Auch Kay hat in seiner Antwort bereits auf den „Umgang mit Störungen“ hingewiesen, in dem einiges sehr hilfreich erläutert wird.

    „ …wenn zwei emotional belastete Menschen aus ihren emotionalen Tiefs herauswollen und sich treffen und dann darüber reden, dann können sie sich EA nennen…“  ….. Zu einer EA-Zugehörigkeit gehören Meetings, die Literatur, Halt gebende Abläufe und einiges mehr. Zwei Menschen, die sich über emotionale Belastungen austauschen, sind zwei Menschen, die sich über emotionale Belastungen austauschen; nicht mehr und nicht weniger. So sehe ich es.

    „Wo sich zwei oder drei Menschen mit emotionalen Belastungen versammeln …. mögen sie sich EA-Gruppe nennen, vorausgesetzt, dass sie als Gruppe keine andere Zugehörigkeit haben…“
    Das ist für mich die Umkehr von EA Grundsätzen, denn: Jemand der zu EA kommt, und eine andere Zugehörigkeit hat, ist bei EA sogar ausdrücklich willkommen!
     
    Meine Meinung ist, dass es darum geht, bei Konflikten nach Möglichkeiten zu suchen, Einzelfallentscheidungen zu treffen. Es geht nicht um das „Hinausschmeißen“. Sondern darum, den geschützten Raum zu pflegen und zu wahren, über den ein Meeting möglichst verfügen sollte. Dieser Raum bietet eine wichtige Grundlage, um sich vertrauensvoll öffnen, verletzlich machen zu können, um etwas teilen und somit ein Stück weit genesen zu können. 
     
    Angela (HH)

  2. Bodo

    Liebe Anita,
    grundsätzlich teile ich deine Meinung. Sie ist absolut menschlich und christlich. Ich befürchte nur, dass es in der Praxis nicht so viele „entwickelte“ Menschen gibt, die solche Störungen oder Provokationen lange aushalten. Wenn das Meeting dann mangels Teilnehmenden sich auflöst, ist auch Niemandem geholfen. Zwar konnte eine Person dann ihr Problem „ausleben“, aber für mehrere Andere wird dann ein Ort zur Bearbeitung ihrer Probleme genommen. EA macht keine Therapie. Aggressives Verhalten sollte bei einem professionellen Therapeuten bearbeitet werden.
    Entsprechende Erfahrungen habe ich schon öfters gemacht und auch deren „Not“ gilt es zu berücksichtigen. Es gibt keine Pflicht zur Nächstenliebe. Wenn man sie erleben darf ist es ein Glücksfall.
    Liebe Grüße, Bodo

  3. Kay

    Hallo Anita, hallo an alle anderen,
    meine Abwägung ist etwas anders als deine Anita. Für mich ist es zunächst am wichtigsten, dass das Meeting stattfindet und stattfinden kann. Es sind alle willkommen. Danach ist es natürlich wichtig, dass andere Personen so sein dürfen, wie sie sind. Manchmal fordert dies Empathie und erst recht Geduld. Selten – und zum Glück äußerst selten – ist jedoch das Verhalten von Personen für ein Meeting oder andere Personen im Meeting existenziell erschütternd, z.B. wenn es verletzend oder übergriffig ist. In diesen Fällen ist der Schutz anderer wichtiger als die Teilnahme einzelner.
    Der Leitfaden “Umgang mit Störungen” gibt dazu Hinweise. Und darin heißt es völlig zu Recht: “Wenn die Gruppe beschließt, dass das störende Verhalten unannehmbar ist und das Funktionieren der Gruppe beeinträchtigt, sollte diese Person gebeten werden, das Meeting für eine festgelegte Zeit nicht zu besuchen.” Falls das Verhalten nach der Zeit des Pausierens weiterhin auftritt, ist es natürlich möglich – und ich würde es in meiner Gruppe auch anregen – von einem solchen Mittel erneut, bzw. wiederholt Gebrauch zu machen. G24h, Kay

  4. Eva-Maria

    Liebe Anita, erstmal Danke für die Info, dass ich hier chatten kann. Ich finde Deine Gedanken zu den Meetings sehr interessant und hilfreich. Und ich habe mir auch schon viele Gedanken dazu gemacht. Ich kenne mich von früher in f2f Meetings gut aus und da finde ich es leichter, von Angesicht zu Angesicht mit jemandem zu reden, kann der- oder demjenigen ins Gesicht schauen.
    Es gibt immer Menschen, die noch rotieren und viel Unruhe und Störung in das Meeting bringen. Da ich jemand bin, der sehr Harmonie bedürftig ist und Streit fürchtet, bereitet mir sowas Bauchschmerzen. Nichtsdestotrotz erinnere ich mich noch sehr gut daran, wie ich zu EA kam und Hilfe brauchte und auch bekam. Ich habe noch nicht viele Telefon Meetings besucht, aber dabei sogar 2 x unversehens das Meeting geleitet. Ich hatte das Glück, keine großen Störungen zu haben, aber es würde mir Angst machen, wie ich damit umgehen soll und ob ich das kann. Mir hat Dein Kommentar dazu viel Mut gemacht. Ich kenne aus einem Chatroom die Möglichkeit, Menschen, die nach mehrfacher Aufforderung weiter “stören” und “provozieren”, dass die für einen Tag in einen “Abkühlraum” gebracht werden und finde das eine gute Idee. Genau so wie Du erzählt hast, für 10 Minuten raus aus dem Meeting mit jemandem und danach hat sich die Situation beruhigt. Und das hat ja mit “ausschließen” nichts zu tun. Ich versuche, da auch über PN Kontakt aufzunehmen und meist hilft das, Konflikte zu lösen, da habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Danke dafür, dass ich wieder was dazu lernen konnte. Gute, gesegnete 24h, Eva-Maria

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